
B e w e i d u n
g s c h ü t z t v o r
Z e c k
e n b i s s e n u n d B o r r e l i o s e
BZ-INTERVIEW mit Borreliose- Forscher Franz R. Matuschka
FREIBURG. Vier Jahre lang haben Wissenschaftler der
Charité Berlin im Auftrag der
Baden-Württemberg-Stiftung
nach Möglichkeiten geforscht, die von
Zecken
übertragene Lyme-Borreliose einzudämmen.
45 Flächen wurden
untersucht –
jetzt liegen die Ergebnisse vor.
Anne-Kathrin Weber sprach mit dem
Parasitologen Franz-Rainer
Matuschka, der das Projekt geleitet hat.
Franz-Rainer
Matuschka; Foto: BZ
BZ: Herr Matuschka, was haben Sie herausgefunden?
Matuschka:
Wir konnten belegen, dass durch Landschaftspflege aktiv gegen Zecken vorgegangen werden
kann.
Wo Rinder, Ziegen und Schafe grasen, gibt es weitaus weniger Zecken als
in unbeweideten Gebieten. Mehr noch:
Die Wiederkäuer sind natürliche
Desinfektionsmittel. Infizierte Zecken verlieren beim Blutsaugen ihren
Erreger
und sind fortan
für den Menschen nicht mehr gefährlich. Warum dieser
Mechanismus eintritt, wird
derzeit noch
untersucht.
BZ: Welcher Nutzen kann aus dieser Erkenntnis gezogen werden?
Matuschka:
Diese Erkenntnisse bieten uns eine gute Möglichkeit, den Borreliose-Erreger
zu bekämpfen. Das Risiko
von einer infizierten Zecke gebissen zu werden liegt in
Brachgebieten bis zu 60-mal höher als auf Weideflächen.
Kommunen
empfehle ich deshalb Vorsorge zu leisten und – wenn es die lokalen Umstände
erlauben – extensiv
zu beweiden.
BZ: Wie kann man sich schützen?
Matuschka:
Man kann beim Wandern unbeweidete Flächen meiden. Wer auf dem Land wohnt, kann sich
zur
Zeckenbekämpfung auch die Weidetiere vom Bauernhof nebenan ausleihen. Wenn
eine Ziege regelmäßig ein paar
Tage im Vorgarten grast, werden
Zeckenpopulation und das Infektionsrisiko merklich abnehmen. Aber nicht vergessen
werden sollte, dass jeder sich durch einfache Maßnahmen
selbst vor der Lyme-Borreliose schützen kann. Geeignete
Kleidung,
Absuchen danach und sofortiges Entfernen der eventuell schon saugenden Zecke
verhindern wirkungsvoll
eine Infektion